Entwicklungsplan zur Chancengleichheit
des Universitätsklinikums
der Medizinischen Universität zu Lübeck

(Frauenförderplan)

WS 2001/2002 - 31.12.2003

Beschlossen vom Vorstand des Universitätsklinikums am 28.08.01


I n h a l t

1. Präambel
2. Rechtsgrundlage und Geltungsbereich
3. Gleichstellungsprofil und Umsetzungsmaßnahmen
3.1 Wissenschaftliches Personal
3.1.1 Fachärztinnen
3.1.2 Nachwuchsförderung von Wissenschaftlerinnen am UKL
3.1.3 Leistungsbezogene Mittelvergabe
3.1.4 Mutterschaftspool
3.1.5 Arbeitszeitmodelle
3.2 Pflegedienst- und Stationsleitungen
3.3 Dezernate und Bereiche
4. Ausblick

Anhang

1. Präambel

Nach § 9 der Hauptsatzung des Universitätsklinikums ist der vorliegende Frauenförderplan, nachfolgend Entwicklungsplan zur Chancengleichheit genannt, Bestandteil der mittelfristigen Planung (Entwicklungsplan) für die fachliche, strukturelle, investive, bauliche und personelle Entwicklung des Universitätsklinikums und der medizinischen Fakultät.

In diesem Sinne ergänzt der Entwicklungsplan zur Chancengleichheit des UKL den am 13.06.01 vom Senat verabschiedeten Frauenförderplan der Universität.

Wie auch der Frauenförderplan der MUL basiert der vorliegende Entwicklungsplan zur Chancengleichheit auf einer Gleichstellungsevaluation, die die Grundlage für das nachfolgende Gleichstellungsprofil bildet.

Nach Auswertung der Ist-Daten ergeben sich für die kommenden Jahre folgende Schwerpunkte:

  1. Ausbildung von Fachärztinnen stabilisieren und verstärken
  2. Gezielte und nachhaltige Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen
  3. Leistungsbezogene Mittelvergabe

Der Vorstand des Universitätsklinikums beschließt den vorliegenden Entwicklungsplan und fordert alle Dezernate, Zentren, Kliniken und Stationen auf, bei der Umsetzung der im folgenden dargelegten Maßnahmen mit der Frauenbeauftragten der MUL/ des UKL zusammenzuarbeiten.

2. Rechtsgrundlage und Geltungsbereich

Als rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts gilt für das Universitätsklinikum das Gesetz zur Gleichstellung der Frauen im öffentlichen Dienst des Landes Schleswig-Holstein unmittelbar. In diesem Sinne ist § 11 des Gleichstellungsgesetzes (in Verbindung mit § 34 des Hochschulgesetzes) die gesetzliche Grundlage des Entwicklungsplans zur Chancengleichheit.

Vor dem Hintergrund der für 2003 geplanten Fusion der beiden Universitätsklinika im Lande gilt der vorliegende Plan incl. einer einjährigen Übergangszeit bis zum 31.12.2003.

3. Gleichstellungsprofil und Umsetzungsmaßnahmen

3.1 Wissenschaftliches Personal

Der Frauenanteil beim ärztlichen/wissenschaftlichen Personal am UKL beträgt zur Zeit 33%.

Aufgeschlüsselt nach Eingruppierungen ergibt sich folgendes Bild: Zur Zeit sind lediglich 25 Ärztinnen im Praktikum am UKL tätig. Das entspricht einem Frauenanteil von 37%. Noch im Jahre 1999 betrug der Frauenanteil an den AIP-Stellen 53%. Vor dem Hintergrund des stetig wachsenden Studentinnenanteils (59%) in der Medizin ist dieser Rückgang nicht erklärbar.

Das vorrangige Ziel für den oben genannten Geltungszeitraum ist es, wieder einen Frauenanteil von 50% in dieser Eingruppierung zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Ein hoher Frauenanteil in dieser Eingruppierung sichert auch die weitere Nachwuchsförderung von Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen.

Bei den Assistenzstellen (IIa BAT) beträgt der Frauenanteil 42%. Durch die derzeitig geringe Anzahl der Ärztinnen im Praktikum ist zu befürchten, dass auch bei den Assistenzstellen in den nächsten Jahren ein Absinken des Frauenanteils eintreten könnte. Dieser Gefahr muss mit einer verstärkten Aufmerksamkeit hinsichtlich Bewerbungen von Ärztinnen auf freiwerdende Assistenzstellen begegnet werden.

In allen weiteren Eingruppierungen mit Ausnahme der Eingruppierungen A13 und C1 ist eine stetige Abnahme des Frauenanteils zu beobachten. Insbesondere bei den Ia BAT-Stellen wird ein deutliches Absinken des Frauenanteils auf nur 12,5 % sichtbar.

Ziel für die kommenden Jahre ist ein Anstieg des Ärztinnenanteils in den Eingruppierungen IIa, Ib und Ia BAT um 5 Prozentpunkte.

Zur Zeit ist an der medizinischen Fakultät kein Ordinariat mit einer Frau besetzt1. Dagegen konnten zwei C3-Professuren auf Zeit mit Frauen besetzt werden.

Für die oben genannte Geltungsdauer des vorliegenden Planes sollte das Ziel angestrebt werden, mindestens eine Wissenschaftlerin auf eine C4-Professur zu berufen. Für die C3-Professuren ist eine Erhöhung des Frauenanteils um 12 Prozentpunkte (= 2 Professorinnen) realistisch.

3.1.1 Fachärztinnen

Zur Zeit werden am UKL 110 Ärztinnen (33%) zu Fachärztinnen ausgebildet2. Diesen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (31%)3 hohen Anteil gilt es weiterhin zu stabilisieren und in den kommenden Jahren schrittweise bis 40% auszubauen.

Schon jetzt zeichnet sich in vielen medizinischen Fachgebieten ein Mangel an Fachärzten und –ärztinnen ab4. Vor diesem Hintergrund ist es dem UKL ein besonderes Anliegen den Fokus auf die Aus- und Weiterbildung von Ärztinnen zu legen.

Im Universitätsklinikum Lübeck sind zur Zeit insgesamt 147 Oberarztstellen (ohne C4) besetzt, davon 20% mit Ärztinnen. Erweitert man die Statistik auf leitende Positionen insgesamt (incl. C4) ergibt sich ein Frauenanteil von 17%.

Nach einer Statistik der Bundesärztekammer vom 31.12.20005 beträgt der Frauenanteil an leitenden Positionen in Kliniken (incl. Klinikleitungen und C4) bundesweit lediglich 9,3%.

Obwohl das UKL schon jetzt im Bundesvergleich sehr gut abschneidet, strebt das Klinikum eine Erhöhung des Frauenanteils in leitenden Positionen um 5 Prozentpunkte für die oben genannte Geltungsdauer an6 . Denn insbesondere in medizinisch sensiblen Bereichen sollten Patientinnen die Wahl haben, von einer Oberärztin oder einem Oberarzt behandelt zu werden.

Ein Grund für den insgesamt geringen Anteil an Oberärztinnen mag im System eines Universitätsklinikums begründet liegen. Denn häufig bekleiden bereits habilitierte Ärzte und Ärztinnen die Funktion einer Oberärztin oder eines Oberarztes. Da jedoch viele Ärztinnen eine Habilitation aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr anstreben, verlassen sie in der Regel nach dem Erwerb der Fachanerkennung das Universitätsklinikum.

In diesem Zusammenhang gilt es eine besondere und sehr gezielte Nachwuchsförderung von wissenschaftlich interessierten Ärztinnen zu betreiben.

3.1.2 Nachwuchsförderung von Wissenschaftlerinnen am UKL

Um den oben aufgezeigten Trend entgegenzuwirken und verstärkt Nachwuchswissenschaftlerinnen zu fördern, strebt der Vorstand des Universitätsklinikums an, in den kommenden 2 Jahren 2 Stellen zur Freistellung an besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen zu vergeben, um ihnen für 6-12 Monate intensive Forschung im Rahmen ihrer Habilitation bzw. ihres Forschungsprojektes zu ermöglichen.

3.1.3 Leistungsbezogene Mittelvergabe

Als zusätzlichen Anreiz Nachwuchswissenschaftlerinnen zu fördern, beschließt der Vorstand und die Medizinische Fakultät, bei der leistungsbezogenen Mittelverteilung im Bereich der Nachwuchsförderung, den Abschluss einer Dissertation mit Summa cum laude und Magna cum laude sowie den Abschluss einer Habilitation, die von Wissenschaftlerinnen erarbeitet worden sind, mit einem zusätzlichen Faktor (+1) zu bewerten.

3.1.4 Mutterschaftspool

Auf Initiative und in Kooperation mit dem wissenschaftlichen Personalrat des UKL wurde 1999 ein Pool in Höhe von 300.000,- DM pro Jahr eingeführt, der die zusätzlichen Kosten bei Mutterschutzvertretungen in den Kliniken ausgleichen soll. Der Pool wird vorab aus dem Gesamtbudget gespeist. Der Vorstand beschließt, diesen Pool auch in Zukunft weiterzuführen, damit Kliniken mit einem hohen Frauenanteil im ärztlichen Bereich nicht durch eine höhere finanzielle Belastung durch Mutterschutzzeiten benachteiligt werden.

3.1.5 Arbeitszeitmodelle

Zur Zeit sind 101 Ärztinnen und Ärzte als Teilzeitkräfte am UKL beschäftigt. Das heißt, dass insgesamt 14% der wissenschaftlichen Stellen in Teilzeit besetzt sind. 68 % der Teilzeitstellen sind an Ärztinnen vergeben. Hierbei haben sich bisher am UKL folgende Arbeitszeitmodelle herausgehoben: zum einen die entsprechend der Stundenzahl reduzierte Tagesarbeitszeit, zum anderen die Blockarbeitszeiten7 . Für Ärztinnen und Ärzte mit Kindern erweisen sich die sogenannten Blockarbeitszeiten nicht immer als vorteilhaft, da die häufig langen Tagesarbeitszeiten in der Regel nicht mit den Öffnungszeiten der städtischen und kirchlichen Kindertagesstätten in Lübeck harmonieren8 . In Zukunft könnte der Bau des neuen Hochschulstadtteils dieses infrastrukturelle Defizit mildern. Die dort angesiedelte Kindertagesstätte wird insbesondere für Wissenschaftlerinnen gute Möglichkeiten der Kinderbetreuung bieten.

Darüber hinaus wird sich das UKL auch in Zukunft bei Anträgen auf Teilzeitarbeit von Beschäftigten für die Integration von entsprechenden Arbeitsplätzen einsetzen.



3.2 Pflegedienst- und Stationsleitungen

Die Pflege am Universitätsklinikum ist in 7 Pflegebereiche gegliedert, wobei ein großer Pflegebereich zusätzlich in a) und b) unterteilt ist und entsprechend zwei Pflegedienstleitungen vorhält. Insgesamt sind 8 Pflegedienstleitungen, 5 mit Frauen und 3 mit Männern, besetzt.

Hinzu kommt ein Pflegedirektor, der gleichzeitig Mitglied des Vorstandes ist und eine stellvertretende Pflegedirektorin, die die innerbetriebliche Fort- und Weiterbildung leitet.

Von den insgesamt 79 Stationsleitungen sind 57 mit Frauen (72%) und 22 (28%) mit Männern besetzt. Damit entspricht der Frauenanteil an Stationsleitungen in etwa dem Frauenanteil im Pflegebereich insgesamt.

Insgesamt sind 1161 Pflegekräfte (ohne DRK) am UKL beschäftigt. Davon arbeiten 181 (15,6%) in Teilzeit. Allerdings wird die Teilzeittätigkeit vorwiegend von Frauen wahrgenommen, lediglich 13 Pfleger (7%) arbeiten auf Teilzeitstellen.

Eine betriebseigene Kindertagesstätte (incl. Krippenplätzen) sichert die Kinderbetreuung insbesondere der Pflegekräfte, die im sogenannten Dreischichtsystem tätig sind.

Auch im Pflegebereich wird das UKL Anträge auf Teilzeitarbeitsplätze berücksichtigen und entsprechende Arbeitszeitmodelle prüfen.




3.3 Dezernate und Bereiche

Von insgesamt 6 Dezernaten am Klinikum wird lediglich ein Dezernat von einer Frau geführt. Bei den Bereichsleitungen sind immerhin von 23 Sachbereichsleitungen 5 mit Frauen (22%) besetzt.

Da es sich sowohl bei den Bereichsleitungen als auch den Dezernatsstellen um in der Regel unbefristete Stellen handelt, können hier nur langfristige Maßnahmen greifen, um den Frauenanteil in den Führungspositionen auch innerhalb der Verwaltung zu erhöhen.

In diesem Punkt setzt das UKL seinen Schwerpunkt, wie auch bereits im Leitbild des Klinikums formuliert, in der gezielten Förderung und Weiterbildung von interessierten und engagierten Mitarbeiterinnen. Die Voraussetzungen hierfür sind bereits durch das Vorhalten einer eigenen innerbetrieblichen Fort- und Weiterbildung gegeben.

4. Ausblick

In Kooperation mit dem Dezernat Personal und dem Vorstand des UKL wird die Frauenbeauftragte des UKL in einer jährlich zu erstellenden Analyse die Umsetzung des Entwicklungsplanes zur Chancengleichheit begleiten.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass am UKL etwa 70% der Beschäftigten Frauen sind, die vornehmlich im Bereich der Pflege sowie im einfachen und mittleren Dienst der Verwaltung tätig sind.

Insbesondere im Zusammenhang mit der geplanten Fusion ist es unerlässlich, personenbezogene Datenanalysen und Statistiken geschlechtsspezifisch auszuweisen. Nur so können Entscheidungen in Verbindung mit der Fusion, die möglicherweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlich betreffen, entsprechend bewertet werden.

Anhang:

Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal nach Kliniken differenziert

(Stand Januar 2001)

Klinik/Institut

m

w

insgesamt

Frauenanteil in %

Pharma+Toxi

9

2

11

18%

KlinChemie

6

1

7

14%

Mol.Med.

2

2

4

50%

Pathologie

12

6

18

33%

Rechtsmedizin

4

3

7

43%

Med.Mikrobio.

11

5

16

31%

Immunologie

12

7

19

37%

Anästhesiologie

52

36

88

41%

Med. KlinikI

53

18

71

25%

Med. KlinikII

54

12

66

18%

Poli Rheumatologie

6

7

13

54%

Kinder/Jugendmed.

23

25

48

52%

Kinderchirurgie

10

2

12

17%

Humangenetik

8

7

15

47%

Jugendpsych.

2

2

4

50%

Chirurgie

41

14

55

26%

Herzchirurgie

12

2

14

14%

Plast. Chirurgie

14

4

18

22%

Urologie

18

1

19

5%

Neurochirurgie15

15

5

20

25%

Frauenheilkunde

21

24

45

53%

Orthopädie

12

1

13

8%

Augenheilkunde

8

11

19

58%

HNO

15

5

20

25%

Kiefer/Gesichtsch.

9

2

11

18%

Dermatologie

10

8

18

44%

Psychiatrie

22

13

35

37%

Neurologie

21

7

28

25%

Nuklearmed.

13

10

23

43%

Radiologie

23

9

32

28%

Arbeitsmed.

2

2

4

50%

Med. Biometrie

1

0

1

0%

Med. Psych.

2

0

2

0%

Sozialmedizin

4

6

10

60%

 

1Im vergangenen Jahr gelang es der Medizinischen Fakultät für das Forschungszentrum Borstel als Leiterin (C4-Professur) der Abteilung Immunologie und Zellbiologie Frau Prof. Dr. Dr. Silvia Bulfone-Paus zu gewinnen. Das Forschungszentrum Borstel ist ein Institut der blauen Liste. Die Berufungsverfahren für dieses Institut werden von der Medizinischen Fakultät der MUL durchgeführt.
2In der Regel bleiben zunächst etwa 2/3 der ausgebildeten Fachärztinnen beim UKL. Zur Zeit beträgt der Frauenanteil bei den Fachärztinnen 26%.
3Vgl. Web-Seite der Bundesärztekammer http://www.bundesaerztekammer.de/30/Aerztestatistik. Stand 31.12.2000
4Vgl. Beate Kühn, Arzt werden - und bleiben, in: Deutsches Ärzteblatt 98 (2001) (26) A1721-A1722.
5Vgl. Web-Seite der Bundesärztekammer http://www.bundesaerztekammer.de/30/Aerztestatistik. Stand 31.12.2000
6Innerhalb des UKL ist der Frauenanteil bei Oberarztstellen von Klinik zu Klinik ausgesprochen unterschiedlich: So sind die Oberarztstellen in den Kliniken für Radiologie, Dermatologie, Kinder- und Jugendmedizin, oder Humangenetik annähernd zu 50% oder mehr mit Ärztinnen besetzt. In anderen, insbesondere den großen Kliniken für Innere Medizin und Chirurgie wiederum sind kaum Oberärztinnen zu finden.
7Hierbei handelt es sich um Monatsarbeitszeiten, die sich je nach Stundenreduzierung auf 2 oder 3 Arbeitswochen verteilen. Darauf folgen entsprechend 1 oder 2 Freiwochen.
8Die mangelnden und unflexiblen Möglichkeiten der Kinderbetreuung in Lübeck könnten sich langfristig als Standortnachteil auswirken. An dieser Stelle sind auch seitens der Stadt intensive Bemühungen gefordert, die Infrastruktur in diesem Punkt deutlich zu verbessern.